Alt Pannekow - Chronik

Da oft die unehrlichen Gewinner eines Krieges im Siegesrausch die Geschichte schreiben
gebe ich keine Garantie für die Richtigkeit dieser Angaben auf dieser Seite.
Viele Informationen gebe ich hier in unveränderter Form weiter.


Die Zeit vor 1848/49...

1216 wurde Alt Pannekow erstmals urkundlich erwähnt. Der wendische Vasall Ratislau von Schorrentin aus dem gleichnamigen Dorf wurde veranlaßt, das Dorf Pannekow (Pencowe) dem Kloster Dargun zu schenken. Ratislaw von Schorrentin gilt zum Zeitpunkt der Schenkung als bereits verstorben. Die Schenkung vollzog der Herzog Kasimir.

1552 wurde laut Befehl des Landesfürsten Herzog Johann Albrecht, vom 6. März 1552, das Kloster Dargun als Folge der Reformation aufgelöst. Das Klostereigentum ging in den Besitz des Landesfürsten über. Damm und Altkalen werden dadurch domaniale Bauerndörfer. Lüchow anfänglich auch, wird aber kurze Zeit später zu Pannekow "gegeben". Pannekow wurde verkauft und später Gutsdorf.

1621 erfolgt mit dem "Sternberger Raversalen" der Zugriff auf Grund und Boden der Bauern. Das führt zur völligen Verarmung der Landbevölkerung, der Enteignung und Versklavung. Bauern, Büdner und Cossaten werden Leibeigene.

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) bringt unermeßliches Leid über die Dörfer. Anfänglich hatten nur die Tierbestände beträchtlich gelitten. 1637 kam aber mit den Callas-Herden die Katastrophe über die Dörfer. Die Söldnerherden wüteten dermaßen unter der Bevölkerung, das die wenigen Überlebenden nach Pommern und Rügen flohen, um nicht auch noch zu verhungern. Die Felder waren verwüstet und die Dörfer völlig niedergebrannt. In Damm überlebten nur zwei Bauern. Ähnlich ist es in Kämmerich, Kleverhof und Pannekow. Nur 1/10 der Bevölkerung überlebte den Dreißigjährigen Krieg. Erst hundert Jahre später entstehen die Güter Schlutow, Rey, Lüchow, Pannekow und Kleverhof.

In Lüchow gab es nach dem Dreißigjährigen Krieg nur noch 4 Bauernstellen (vorher 5), die aber dem Gut Pannekow "verpflichtet" waren. Trotzdem hielten die Stellen dem direkten Druck der Unterwerfung noch lange stand. Erst 1763 wird berichtet, daß die Schulzenstelle vom Gut Pannekow aus bewirtschaftet wird und 1794 die drei letzten Bauernstellen mit Zwang "gelegt" und das Gut Lüchow vom Alt-Pannekower Gutsbesitzer von Kolzow an den neuen Besitzer Pogge verkauft wurde.

Um 1782 entstand bei Neu Pannekow eine Glashütte. Das Gut Pannekow hatte den Wald des heutigen Postmoors und den Pannekower Forst an den Hüttenmeister verkauft und die Lizenz zum Bau einer Hütte erteilt. Nachdem der Wald um 1800 völlig abgeholzt war, ging die Hütte wieder ein.

1821 wurde die Leibeigenschaft aufgehoben. So stellte sich die Grundlage für die spätere Entfaltung und vor allem für die Erlangung der Menschenwürde. (Aus Leibeigenen wurden Tagelöhner)


Der Kapp-Putsch (13. März 1920) bis 1945

Wolfgang Kapp

In der Nacht von 12. auf den 13. März 1920 zog die “Brigade Erhardt” mit schwarz-weiß-roten Fahnen und Hakenkreuzen am Stahlhelm in Berlin durch das Brandenburger Tor bis zum Regierungsviertel, um die noch junge Weimarer Republik zu beseitigen. Angeführt wurden die Putschisten von dem konservativen Reichstagabgeordneten und Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, Wolfgang Kapp, zusammen mit dem Oberbefehlshaber aller Reichswehrtruppen Nord-, Mittel- und Ostdeutschlands General von Lüttwitz. Die damalige Reichsregierung mußte noch in der Nacht fliehen. Vor ihrer Flucht über Dresden nach Stuttgart hatte sie noch zum Generalstreik aufgerufen, dem ungefähr 12 Millionen BürgerInnen in ganz Deutschland folgten.

In Berlin und im Ruhrgebiet kam es dabei zu den größten Ausmaßen des Generalstreiks, der zum Teil auch bewaffnet geführt wurde. Nach anfänglichen Erfolgen scheiterten die Kappisten dann sowohl am Generalstreik der Arbeiterschaft als auch an der ablehnenden Haltung des Generals Hans von Seeckt. Immer mehr Truppenkommandeure verweigerten sich den Putschisten. So fiel der Putsch, der auch auf andere Städte übergegriffen hatte, nach vier Tagen am 17. März 1920 in sich zusammen. Wolfgang Kapp floh nach Schweden, stellte sich aber nach zwei Jahren der Polizei und starb 1922 an einer Krebserkrankung in Untersuchungshaft. Dies war eines der wenigen Beispiele erfolgreichen zivilen Ungehorsams in der deutschen Geschichte.

Die Junker hatten im reaktionären preußischen Offizierskorps eine Monopolstellung, die sie schon immer zur rücksichtslosen Unterdrückung der fortschrittlichen und revolutionären Bewegungen auf dem Lande mißbrauchten. So besonders im Kapp-Putsch gegen die junge Weimarer Republik: Graf Bassewitz auf Lühburg, von Oertzen auf Alt-Vorwerk, Engel vom Gut Granzow und Paetow aus Alt-Pannekow haben unter anderen die 13 ermordeten Arbeiter im Gnoiener Widerstandskampf gegen den Kapp-Putsch auf dem Gewissen. Hittmeister Heinrich von Paetow gehörte zu den reaktionären und konservativsten Kreisen seiner Zeit. Als Mitglied des Ritterlichen Kreditvereins, dessen Vorsitzende Kapp und Ludendorf waren, gab er dem Kapp-Putsch aktive und grausame Unterstützung. Paetow und Engel hielten z.B. Waffen zur Ausrüstung der Reaktionäre versteckt. Nachdem der Putsch niedergeschlagen war, versenkten sie aus Angst vor Repressalien die Waffen, unter anderen ein schweres Maschinengewehr, im Granzower See. In seinem Dorf war Paetow strengsten darauf bedacht, als Gutsherr respektiert zu werden. Selbst in der Weimarer Republik unternahm er nur Fahrten in einer vierspännigen Kutsche, auf der hinten ein Hornist stand, der ihn mit Hornsignalen allerorts ankündigte, damit die Straße geräumt wurde. Seine Tagelöhner hatten ihn mit gezogener Kopfbedeckung ehrerbietig zu grüßen.

Am 1. Dezember 1910 hatte Alt Pannekow 161 Einwohner und 1925 117 Einwohner.

Anfang der dreißiger Jahre wurde das stark verschuldete Gut Pannekow aufgelöst. Bis 1933 war Conrad Paetrow Schulze (Bürgermeister). Am 2.12.1933 übernahm Hans-Egon Engel aus Granzow nach einen Landaustausch seiner früheren Besitzungen das Gut Pannekow mit einer Restfläche von 146,76 ha. Die übrige Fläche von 395,96 ha wurde 1934 über die Mecklenburgische Landsiedlungsgesellschaft aufgesiedelt und für eine Anzahlsumme von 10.000 RM je Bauernstelle verkauft. Damals siedelten 5 einheimische Landarbeiter in Alt Pannekow. Die Anderen kamen aus der weiteren Umgebung.

1934 bekam Alt Pannekow Wasser und Strom.

1936 hatte Alt Pannekow 165 Einwohner. Es gab 13 Bauernstellen und ein Landgut. Es existierte eine Windmühle (außer Betrieb), eine Schule (bis 1970), eine Schmiede, eine Stellmacherei und eine Poststelle.

Der zweite Weltkrieg von 1933 bis 1945 hinterließ auch in unseren Dörfern seine Spuren. Dem kurzen wirtschaftlichen Aufschwung folgte im Krieg der totale Niedergang. Hätten auch die Dörfer um Altkalen nicht unter den direkten Kriegseinwirkungen zu leiden, so hätten sie doch einen hohen Blutzoll zu leisten. Im Durchschnitt wurde jeder neunte Einwohner direktes Opfer des Krieges. Allein aus Damm kehrten 16 junge Menschen nicht mehr von den Schlachtfeldern zurück. Mit den Einmarsch der Roten Armee, am 1. Mai 1945, begann eine neue Zeit.


Bodenreform und LPG'n der Gemeinden Altkalen/Kleverhof und Alt-Pannekow

Am 2. September 1945 verkündete Wilhelm Pieck in Kyritz den Beginn der demokratischen Bodenreform in der damaligen sowjetisch besetzten Zone. Am 5. September 1945, drei Tage später, veröffentlichte die damalige Landesverwaltung für Mecklenburg-Vorpommern unter seinen Präsidenten Höcker, die...

"Verordnung über die Bodenreform im Lande Mecklenburg-Vorpommern".

In dieser Verordnung hieß es im Artikel IV, Absatz 2:

"Für die unmittelbare Durchführung der Bodenreform bis zum 15. Sep. 1945 folgende Organe zu bilden: a) In den Gemeinden - Gemeindekommissionen zur Durchführung der Bodenreform aus 5 bis 7 Personen, die in allgemeinen Gemeindeversammlungen der Landarbeiter, landlosen und landarmen Bauern, die weniger als 5 ha eigenen Boden besitzen, sowie der in diesen Gemeinden ansässigen Umsiedler, gewählt werden."

Nach der angeführten Verordnung wird der Boden der Junker, Feudalherren und der Großgrundbesitzer mit über 100 ha Land mit allen darauf befindlichen Bauten, allem lebenden und toten Inventar und sonstigen Vermögen enteignet. Da der Großgrundbesitzer Paetrow in Alt-Pannekow 144 ha Land besaß, wurde er auch enteignet. 85% des Grund und Bodens im Territoriums Altkalen/Kleverhof befanden sich bis 1945 in den Händen der Großgrundbesitzer.


Gutshaus Paetow
Schlösser und Herrenhäuser einerseits - Herrenhaus Paetow
Katen und Schnitterkasernen
Katen und Schnitterkasernen anderseits

Bemerkung zum Gutshaus: An den Pyramiden über den Fenstern, schlecht an der rechten Hauswand zu erkennen, kann man erkennen, dass das Gutshaus in Nazi-klassischer Bauweise erbaut wurde. Gleiche Nazi-Symbole findet man auch am Reichstag, Kapitol in Washington usw.


In einen Aufruf der KPD vom 11. Juni 1945 wurde das Ziel gesetzt, den Hunger, die Arbeitslosigkeit und die Obdachlosigkeit zu bekämpfen. Gefordert wurde eine allseitige Unterstützung der Selbstverwaltungsorgane bei der Ingangsetzung der Produktion, dem Wiederaufbau der zerstörten Betriebe und Schulen und eine gerechte Verteilung der Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände.

Von Januar bis Juli 1946 betrugen die vorgesehenen Tagesrationen auf Lebensmittelkarten in Mecklenburg-Vorpommern für die Arbeiter 350 gramm Brot, 20 gramm Nährmittel, 20 gramm Zucker, 25 gramm Fleisch, 10 gramm Fett und 30 gramm Marmelade, für die sonstige Bevölkerung nur 200 gramm Brot, 10 gramm Nährmittel, 15 gramm Zucker, 15 gramm Fleisch und 7 gramm Fett. Diese vorgesehenen Tagesrationen konnten in den Städten oft nicht geliefert werden.

Am 21/22. April 1946 wurde die SED aus der KPD und SPD gegründet, die sich bei der Schaffung eines neuen Deutschlands in der DDR an die Spitze stellten. Aber auch die parteilosen Arbeiter und werktätigen Bauern unterstützten aktiv den Neubeginn.

Der erste Bürgermeister in Alt-Pannekow nach der Wahl war Otto Hagedorn. Er übte die Funktion des Bürgermeisters von 1946 bis 1952 aus und hat beim schweren Anfang hohen Anteil an der Festigung der demokratischen Bodenreform und Staatsmacht in Alt-Pannekow. Ab 1952 gehörte Alt-Pannekow zur Gemeinde Altkalen. Aktive Arbeit haben auch Fritz Behm, Vorsitzender der Bodenkommission in Alt-Pannekow sowie die Mitglieder Hermann Riedler und Friedrich Loerzer geleistet.

Die Landarbeiter und Kleinbauern waren in ihren bisherigen Leben in völliger Abhängigkeit von den Gutsbesitzern,
daher war die Bodenreform sehr wichtig für eine bessere Zukunft in der DDR.

Am 12. Juli 1955 wurden die LPG'n der Gemeinden Altkalen/Kleverhof gegründet.
Die LPG Typ I "Völkerfreundschaft" Alt-Pannekow wurde am 9. September 1960
von 28 Mitarbeitern mit einer Fläche von 385,- ha LN gegründet.

Vorsitzender:
Vorstand:
Revision:
Vorsitzende der LPG waren:

Am 1. Mai 1973 schloß sich die LPG Alt-Pannekow der LPG "Neues Leben" Rey/Kleverhof an. Gleichzeitig erfolgt die Gründung der LPG Typ III (Rey/Kleverhof), das heißt die LPG Typ I wurde aufgelöst.

Zusammenschluß am 1. Januar 1975 der beiden LPG'n "Neues Leben" Rey/Kleverhof und "Gute Hoffnung" Altkalen zu einer Tierproduktion "Neues Leben" Altkalen/Rey mit Sitz in Altkalen. Außerdem wurde die KAP Rey/Altkalen an die KAP Klenz angegliedert.

Am 9. November 1989 kam die Wende. Und mit der Auflösung der DDR wurden auch die LPG'n aufgelöst. Die Arbeiter wurden entlassen und viele arbeitslos. Dies war für viele Arbeiter ein Schock oder wie ein Schlag ins Gesicht, weil Sie Arbeitslosigkeit in der DDR nicht kannten.

Bis 30. Juni 1993 hatte Alt Pannekow 2051 als Postleitzahl. Seit 1. Juli 1993 17179.


Zeitungsbericht über Alt-Pannekow:

Das ehemalige Guts- und Bauerndorf Alt Pannekow zwischen den Städten Gnoien und Neukalen gehörte zu den Kreisen Malchin und Teterow und gehört nun zum Landkreis Güstrow. Anfang der 50-er Jahre war ich als Milchleistungsprüfer Mitarbeiter der VdgB (BHG) kurzfristig in der Gemeinde tätig und kam so zu jedem Bauern auf den Hof und mit ihnen in Kontakt. Kürzlich war ich wieder einmal in Alt Pannekow und traf auf das Bauernehepaar Ursula (78) und Alfred (81) Kohn. Bei einem sehr anregendem Gespräch wurde Rückschau gehalten und dabei erfahren, dass Anfang der 30-er Jahre das Gut des Bauern Konrad Petow aufgesiedelt wurde und mehrere Bauernhöfe entstanden. Die Bauern Coldeway, Klarman und Reimers kehrten z. B. nicht aus dem 2. Weltkrieg zurück und so führten die Witwen mit ihren Kindern und Beschäftigten die Höfe weiter. Aber auch die Bauernnamen Ahrens, Bobrowski, Hase/Kohn, Oehmke, Raht, Remer (Nachfolger Schmidt), Riedler Schernau und Tessenow sind noch in Erinnerung und gut bekannt. Im Dorf gab es den Schmied Bungenberg, den Stellmacher Ziems, eine Schule, heute Wohnhaus später die Konsumverkaufsstelle im Gutshaus, eine Poststelle und natürlich den Kindergarten sowie mehrere Bürgermeister. Die VdgB (BHG) unterhielt eine Einrichtung mit Bankbetrieb im Ort. Der Mord an dem BHG-Buchhalter Herrn Ernst Anfang der 50-er Jahre brachte das Dorf über Jahre ins Gerede und auch gegenwärtig kommt man auf das schlimme Ereignis von damals zurück. Es dauert nur wenige Minuten und man ist z. B. mit dem Auto durch das Dorf, vorbei an den Bauerngehöften und den ehemaligen Schnitterkasernen und erahnt nicht, wie umfangreich und geschichtlich abwechslungsreich die Dorfgeschichte des ehemaligen Guts- und Bauerndorfes der jetzigen Gemeinde Altkalen, Landkreis Güstrow ist.